Neu Guinea Compagnie Anteil

500 Mark

Art.Nr.4620

Berlin 16.Feb. 1914

78,00 EUR

Die Neu Guinea Compagnie wurde am 12. Mai 1886 als Preussische Korporation mit Sitz in Berlin gegründet. Initiator der Compagnie war Adolph von Hansemann von der Berliner Disconto- Gesellschaft, damals eines der führenden Berliner Bankhäuser, das später mit der Deutschen Bank verschmolzen wurde. Die Gesellschaft erhielt kraft Kaiserlicher Schutzbriefe vom 15. Mai 1885 und 13. Dezember 1886 die Landeshoheit - nach Art der englischen "Chartered Companies" - in den betreffenden Gebieten der Südsee übertragen (Schutzgebiet Deutsch- Neuguinea). Zweck und Tätigkeit der Compagnie waren die Kolonisation des deutschen Schutzgebietes in der Südsee, insbesondere der Erwerb und die Verwertung von Grundbesitz, der Betrieb von Land- und Plantagenwirtschaft, von Bergbau, Handel und Schifffahrt. Im Jahr 1898 nahm das Deutsche Reich die Rechte und Pflichten des Schutzbriefes zur eigenen Ausübung zurück, da die Gesellschaft der Aufgabe der Ausübung der Landeshoheit nicht gewachsen war. Sie erhielt dafür vom Reich eine Abfindung in Höhe von 4 Mio. Mark, die in Betriebe investiert wurden. 1899 fand die Umwandlung der Gesellschaft in die Rechtsform einer Deutschen Kolonialgesellschaft statt. Erst 1913 wurde die Neu Guinea Compagnie rentabel. Zu dieser Zeit war die Gesellschaft mit 38 Pflanzungen (8.200 Hektar) und zwei großen Handelsniederlassungen das größte Plantagenunternehmen der Welt. Die Compagnie pflanzte hauptsächlich Kokospalmen, Kautschuk und Kakao. 1914 wurden die Anteile der Compagnie in Höhe von 11 Mio. Mark an der Berliner Börse zum Handel zugelassen. Der Beginn des Ersten Weltkrieges ließ die Verbindung zu den Plantagen abreißen. Die Besetzung Deutsch- Neuguineas 1914 durch australische Truppen erfolgte nach kurzem Kampf ohne Verluste unter den Angestellten der Compagnie. Australien setzte zunächst eine provisorische Verwaltung ein, 1921 wurde das ehemalige Deutsch- Neuguinea vom Völkerbund als Mandat an Australien übergeben. Von der australischen Regierung wurde ein Entschädigungswert von rund 41 Mio. Mark für Neuguinea dem Deutschen Reich auf das Reparationskonto gutgeschrieben. Während der Kriegsjahre erhielt die Gesellschaft Bilanzfreiheit. Der erste Geschäftsbericht nach dem Ersten Weltkrieg wurde deshalb erst 1923 vorgelegt. Er erwähnt die außerordentliche Generalversammlung der Gesellschaft von 1920, auf der die Satzung derart geändert wurde, dass sich das Feld der Tätigkeit der Gesellschaft auch auf andere überseeische Gebiete erstrecken konnte. Eine Kaffeepflanzung in Venezuela wurde kurz darauf erworben, ein Engagement in Spanisch- Westafrika folgte. Das Deutsche Reich erkannte einen Schaden von rund 41 Mio. Mark als Entschädigung für die enteigneten Aktiva der Compagnie an. Die Goldmarkeröffnungsbilanz der Compagnie wies 1924 eine Kapital von 440.000 Goldmark aus. Bereits 1926 erfolgte eine Kapitalerhöhung auf 590.000 Reichsmark. Bis 1930 wurden vom Deutschen Reich der Gesellschaft 4.964.650 Mark an Entschädigungen, Wiederaufbaudarlehen und Schlussentschädigung gezahlt (nach dem Kolonialschadengesetz vom 28. Juli 1921). Alle Versuche neue Aktivitäten zu entwickeln, blieben in bescheidenen Anfängen stecken. Der Beginn des Zweiten Weltkrieges lähmte die weitere Entwicklung der Gesellschaft. Immerhin gelang es der Verwaltung durch den Verkauf der ausländischen Niederlassungen einen Teil des Kapitals über den Zweiten Weltkrieg zu retten. 1948 wurde der Gesellschaftssitz von Berlin nach Hamburg verlegt, 1951 das Kapital im Verhältnis 5:1 von 590.000 RM auf 118.000 DM umgestellt. So lebte die Gesellschaft nach der Währungsreform mit dem umgestellten Kapital wieder auf, beschränkte sich allerdings auf die Verwaltung eines Wertpapierbestandes, aus dem 1961 eine bescheidene Dividende von 5% ausgeschüttet werden konnte. Neben der Afrikanischen Frucht- Compagnie, die fast 60% des Kapitals hielt, hatte die Neu Guinea Compagnie zu dieser Zeit eine ganze Reihe von Kleinaktionären. 1968 erfolgte eine Auszahlung von 40% Dividende auf das Grundkapital gegen Vorlage des Gewinnanteilscheines No. 10. Zahlstelle war die Deutsche Bank, Hamburg. Die Hauptversammlung der Neu Guinea Compagnie vom 20. März 1968 beschloss die Auflösung der Gesellschaft. Eine der ältesten und traditionsreichsten deutschen Kolonialgesellschaft hatte nach ereignisreichen 82 Jahren aufgehört zu existieren.
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